Alle reden von Nachhaltigkeit, doch was heißt das eigentlich?

Alle reden von Nachhaltigkeit, doch was heißt das eigentlich?
Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit, menschliche Aktivitäten so zu gestalten und zu organisieren, dass sie langfristig umweltfreundlich, sozial gerecht und wirtschaftlich stabil sind. Es geht darum, Ressourcen zu schonen und zu erhalten, damit sie auch für zukünftige Generationen zur Verfügung stehen.
Nachhaltigkeit ist das Gleichgewicht zwischen
Ökologie, Ökonomie und Sozialem
Konkret bedeutet Nachhaltigkeit, dass wir im Einklang mit der Natur leben und unsere Umwelt so nutzen, dass sie nicht überlastet wird oder dauerhaft geschädigt wird. Wir müssen unser Wirtschaftssystem so gestalten, dass es fair und gerecht ist und dass alle Menschen Zugang zu den Ressourcen und Chancen haben, die sie brauchen, um ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen.
Nachhaltigkeit erfordert auch eine Verantwortungsethik, bei der wir unsere Entscheidungen nicht nur auf kurzfristige Gewinne oder Vorteile ausrichten, sondern auch langfristige Auswirkungen berücksichtigen. Dies erfordert ein Umdenken in der Art und Weise, wie wir unsere Gesellschaft, Wirtschaft und unseren Lebensstil gestalten, um eine positive Zukunft für alle zu schaffen.
Nachhaltigkeit – Begriffsherkunft Forstwirtschaft
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und geht auf den sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz zurück. Im Jahr 1713 veröffentlichte er das Werk „Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“ (Wirtschaftliche Forstwirtschaft oder häusliche Nachricht und natürliche Anleitung zur Kultivierung von Bäumen), in dem er erstmals den Grundsatz der „nachhaltenden Nutzung“ von Wäldern formulierte. Nachhaltigkeit bedeutete in diesem Zusammenhang, dass nur so viel Holz entnommen werden sollte, wie nachwachsen kann, um die Wälder langfristig zu erhalten.
Seitdem hat sich der Begriff weiterentwickelt und wird heute in vielen Bereichen verwendet, um eine langfristige und ressourcenschonende Nutzung von Ressourcen zu beschreiben. Die Idee der Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen und ist heute ein zentrales Konzept in Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Definition aus der Helsinki-Resolution von 1993
„Die Behandlung und Nutzung von Wäldern auf eine Weise und in einem Ausmaß, das deren biologische Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit, Vitalität sowie deren Fähigkeit, die relevanten ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen gegenwärtig und in der Zukunft auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu erfüllen gewährleistet, ohne anderen Ökosystemen Schaden zuzufügen.“
Ziel der Nachhaltigkeit ist es ein Gleichgewicht zwischen
Nutzung und Regeneration der Ressourcen zu schaffen.
Zu den wichtigsten Forschern der Nachhaltigkeit zählen im deutschsprachigen Raum u. a. Albrecht Göschel und Ludger Heidbrink.
Nachhaltigkeit in der Baubranche
Die Bauindustrie hat einen erheblichen Einfluss auf die Nachhaltigkeit, da sie direkt oder indirekt viele Ressourcen und Energie verbraucht und Abfälle produziert. Die Umstellung auf nachhaltige Bauweise ist daher von großer Bedeutung, um eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen.
Säule 1 – Ökologie
Für die Bauindustrie bedeutet Nachhaltigkeit, dass sie Gebäude und Infrastrukturprojekte so entwerfen, bauen und betreiben müssen, dass sie die Umwelt möglichst wenig belasten und Ressourcen effizient nutzen. Dies kann durch den Einsatz von erneuerbaren Energien, energieeffiziente Bauweisen, Recycling von Baumaterialien und die Reduzierung von Abfall und Emissionen erreicht werden.
Säule 2 – Ökonomie
In der Baubranche spielt die Ökonomie eine wichtige Rolle, da es bei jedem Bauprojekt um die Verwaltung von Ressourcen und Finanzen geht. Bauprojekte erfordern oft beträchtliche Investitionen, und es ist wichtig, die Kosten im Auge zu behalten, um das Projekt erfolgreich abzuschließen und gleichzeitig einen Gewinn zu erzielen. Dazu gehört auch die sorgfältige Planung und Steuerung von Ausgaben, um sicherzustellen, dass das Budget eingehalten wird. Eine effektive Verwaltung der Ökonomie in der Baubranche kann dazu beitragen, das Risiko von Verzögerungen und Kostenüberschreitungen zu minimieren und die Rentabilität des Projekts zu maximieren.
Mit den, durch effiziente Prozesse eingesparten, finanziellen Mitteln lassen sich dann wiederum neue Projekte realisieren, unter anderem um der großen Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden.
Säule 3 – Soziales
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit in der Bauindustrie ist die soziale Verantwortung, die darauf abzielt, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern. Das bedeutet, dass die Bauindustrie sicherstellen muss, dass die Gebäude und Infrastrukturen, die sie baut, zugänglich und nutzbar sind und die Bedürfnisse aller Nutzer berücksichtigen.
Die Bauindustrie spielt auch eine wichtige Rolle bei der Förderung nachhaltiger Lebensweisen. Durch den Bau von Gebäuden und Infrastruktur, die zu einem nachhaltigen Lebensstil beitragen, wie zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradwege und Fußgängerzonen, können die negativen Auswirkungen des Verkehrs reduziert werden.
Insgesamt erfordert Nachhaltigkeit in der Bauindustrie eine ganzheitliche Sichtweise und eine Verpflichtung zu umweltfreundlichen, sozial gerechten und wirtschaftlich sinnvollen Entscheidungen, um eine nachhaltige Zukunft für alle zu schaffen.
Beispiele für Nachhaltigkeit in der Baubranche
Es gibt viele Beispiele für nachhaltige Praktiken in der Bauindustrie, einige davon können Sie nachfolgend nachlesen:
Passivhaus-Standard
Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das so konstruiert und gedämmt ist, dass es wenig oder keine Energie benötigt, um es zu beheizen oder zu kühlen. Passivhäuser erreichen diesen hohen Energieeffizienzstandard durch den Einsatz von Wärmedämmung mit möglicht geringem U-Wert, Luftdichtheit und Wärmerückgewinnung. Der Passivhaus-Standard ist ein Beispiel für eine energieeffiziente Bauweise, die zur Reduzierung des Energieverbrauchs beiträgt.
Gründächer
Gründächer sind Dächer, die mit Pflanzen oder Vegetation bedeckt sind. Sie tragen dazu bei, das städtische Mikroklima zu verbessern, indem sie das Stadtklima kühlen und die Luftqualität verbessern. Gründächer können auch zur Wasserrückhaltung und Erosionskontrolle beitragen. Man unterscheidet zwischen extensiver (ca. 15 cm hohe Pflanzen) und intensiver (ab 15 cm) Bepflanzung.
Low-Tech
Low-Tech-Gebäude sind Gebäude, die mit einfachen, kostengünstigen und energieeffizienten Technologien und Materialien errichtet werden. Im Gegensatz zu High-Tech-Gebäuden, die oft komplexe und teure Technologien nutzen, setzen Low-Tech-Gebäude auf natürliche Ressourcen wie Sonnenlicht, Wind und Regen, um Energie zu sparen. Sie nutzen beispielsweise natürliche Belüftungssysteme, passive Solarheizung und Regenwassersammlung. Low-Tech-Gebäude sind daher in der Regel günstiger zu bauen und zu betreiben als High-Tech-Gebäude und sind damit eine nachhaltige und kostengünstige Option für die Errichtung von Gebäuden.
Recycling von Baumaterialien
Durch die Wiederverwendung und das Recycling von Baumaterialien können Ressourcen gespart und Abfälle reduziert werden. Beispielsweise können alte Ziegel, Beton- und Stahlkomponenten recycelt werden und in neuen Gebäuden wiederverwendet werden.
Photovoltaikanlagen
Photovoltaikanlagen sind eine Möglichkeit, erneuerbare Energie in Gebäuden zu erzeugen. Sie können auf Dächern oder an Fassaden installiert werden, um Sonnenenergie in Strom umzuwandeln und so den Energiebedarf zu reduzieren.
Grünflächen und Bäume
Grünflächen und Bäume tragen zur Verbesserung der Luftqualität und des städtischen Mikroklimas bei. Sie können auch zur Lärmminderung beitragen und das Wohlbefinden der Bewohner verbessern. Das Anlegen von Parks und Grünflächen in urbanen Gebieten kann daher ein wichtiger Schritt sein, um Städte nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten.
Bäume spenden zudem im Sommer kühlen Schatten und lassen im Winter wärmende Sonnenstrahlen hindurch.
Barrierefreiheit
Barrierefreiheit bezieht sich auf die Gestaltung von Gebäuden und öffentlichen Räumen, die für alle Menschen zugänglich sind, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Es ist wichtig, dass Gebäude so gestaltet werden, dass Menschen mit Mobilitäts-, Seh- oder Hörbehinderungen ohne Einschränkungen in der Lage sind, sie zu betreten und zu nutzen. Dies umfasst die Verwendung von Rampe, Aufzügen, breiten Türen und Gängen, taktilen Oberflächen und anderen Anpassungen, die den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen entsprechen. Barrierefreiheit in der Architektur trägt nicht nur dazu bei, dass öffentliche Räume inklusiver und gerechter sind, sondern ermöglicht es auch allen Menschen, an der Gesellschaft teilzuhaben und ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Gebäude die so ausgestaltet sind, können auch zukünftigen Anforderungen eher gerecht werden.
Wohnflächenreduzierung
Einer der Punkte, die oft am wenigsten in den Fokus gerückt wird. Weniger Wohnfläche erfordert nämlich weniger Material- und Energieaufwand bei der Herstellung, Reinigung und Beheizung. Zudem spart es Platz und fördert eine nachhaltige Stadtentwicklung. Wenn wir alle weniger Fläche nutzen, bleibt mehr für alle anderen, Tiere, unsere Umwelt und somit eine positiviere Zukunft der Menschheit auf der Erde.
Fazit
Diese Beispiele zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, um nachhaltige Praktiken in der Bauindustrie umzusetzen. Durch die Umsetzung von nachhaltigen Maßnahmen können wir dazu beitragen, die Umweltbelastung zu reduzieren und eine nachhaltige Zukunft für kommende Generationen zu schaffen.
Nachhaltigkeit ist jedoch immer das Zusammenspiel zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem.
Foto von Levan Badzgaradze auf Unsplash
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