blog

Graue Energie – was ist das?

Die Debatten um neubauen oder doch abreißen beschäftigen Architekten schon seit Jahren. In den Medien sind diese Themen erst so richtig seit „Greta Thunberg“, Corona und dem Krieg sowie der immer weiter voranschreitenden Globalisierung, Schnelllebigkeit, Wegwerfmentalität und Materialkostensteigerungen in aller Munde.

Dennoch ist es für die Begrifflichkeit gleich, ob neu gebaut, umgebaut, angebaut, abgebaut oder sonst irgendeine Art von Bau stattfindet. Denn was alles am Bau befindliche vereint, ist die sogenannte „Graue Energie“.

Als Graue Energie wird der Aufwand der für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Gebäudes aufgewendet werden muss, bezeichnet. Diese in Gebäuden „verbaute“ „Graue Energie“ kann sowohl durch fossile Ressourcen wie Öl oder Gas entstanden sein, aber auch mit regenerativen Energien hergestellt worden sein.

Beispiel:
Für die Errichtung eines Gebäudes wird oft Beton verwendet. Beton besteht u. a. aus Zement. Für die Herstellung von Zement werden verschiedene Rohmaterialien wie z. B. Kalkstein und Ton oder Eisenerz energetisch aufwendig im Bergbau abgebaut, danach vermischt, gemahlen und erhitzt (…). Die Erhitzung erfolgt durch den Einsatz von fossilem Gas, nur diese Energie kann die benötigte hohe Temperatur aufbringen.
Der Zement wird mit weiteren Zutaten (auch Chemikalien) unter Einsatz neuer Energie, vermischt, es entsteht Beton.
Vom Werk bis zur Baustelle muss der Beton nun aber transportiert werden. Natürlich mit LKW (Betonmischern) und neuer Energie. Hundertfach. Dieselbetrieben. Kilometerweit. Vom Arbeitsaufwand, Schallemissionen, Belastungen für den Straßenbelag, Wartung und Verschleiß der Maschinen mal ganz abgesehen. Und hier sprechen wir nur von einem einzigen Rohstoff. Einer unter Millionen.

Einmal eingesetzte „Graue Energie“ kann also nicht einfach relativiert werden. Ist sie einmal aufgewendet worden, ist sie da.

Daher gilt es, den Bau so effizient und nachhaltig wie möglich zu gestalten und zu bauen, sowie ihn möglichst lange zu pflegen und zu warten. Denn je länger ein Gebäude erhalten bleibt, desto länger wird all die einmalig aufgewendete Energie genutzt.
Zwar können Materialien auch wiederverwendet oder recycelt werden, doch auch hier ist meist neue Energie in vielen verschiedenen Bereichen nötig.

Durch den Einsatz von regionalen Produkten und Dienstleistungen, sowie Vorfertigung oder Wiederverwendung alter Materialien kann der Einsatz von („Grauer“) Energie allgemein deutlich reduziert werden.

Welche Materialien besonders gut recycelt und wiederverwendet werden, kann hier nachgelesen werden: Kreislaufwirtschaft – den Materialwahn stoppen

Foto von Pascal Bullan auf Unsplash