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Wohnungskrise in Deutschland: Was wir vom Wiener Modell lernen können

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Vorwort

In den letzten Jahren hat das Wiener Modell international für Aufsehen gesorgt. Es handelt sich dabei um eine Strategie der Stadt Wien, die darauf abzielt, bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten zu schaffen. Die Stadt Wien hat es demnach geschafft, den sozialen Wohnungsbau auf ein hohes Qualitäts- und Quantitäts-Niveau zu heben und damit als Vorbild für andere Städte zu dienen. In diesem Artikel werde ich aufzeigen, was Deutschland vom Wiener Modell lernen kann.

Das Wiener Modell: Was es ist und wie es funktioniert

Das Wiener Modell ist ein integrierter Ansatz, der eine umfassende Strategie zur Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum beinhaltet. Es beruht auf einer Reihe von Maßnahmen, die darauf abzielen, die Mieten stabil zu halten und sozialen Wohnungsbau zu fördern. Dazu gehört auch die Förderung von Genossenschaften und gemeinnützigen Bauträgern.

Was das Wiener Modell ausmacht ist die Schaffung von leistbarem Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten. Dazu gehört nicht nur die Schaffung von Sozialwohnungen, sondern auch die Förderung von Wohnungen für mittlere Einkommensgruppen. So werden auch Menschen mit einem mittleren Einkommen in die Lage versetzt, in der Stadt zu leben und an der Gesellschaft teilzuhaben.

Die Stadt Wien setzt dabei auf eine Kombination aus staatlicher Förderung und privater Bautätigkeit. So werden beispielsweise private Investoren dazu angehalten, einen Teil ihrer Wohnungen zu einem günstigen Mietpreis anzubieten. Im Gegenzug erhalten sie eine Förderung vom Staat. Dieses Konzept wird als „gemeinnütziger Wohnbau“ bezeichnet und ist ein wichtiger Bestandteil des Wiener Modells.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Wiener Modells ist die Förderung von Genossenschaften und gemeinnützigen Bauträgern. Diese Organisationen können günstigen Wohnraum anbieten, da sie ohne Gewinnstreben arbeiten. Sie sind auch in der Lage, einen Teil der Kosten für den Bau von Wohnungen zu finanzieren. Die Stadt Wien fördert die Gründung und den Betrieb von gemeinnützigen Bauträgern und Genossenschaften, indem sie ihnen günstige Grundstücke zur Verfügung stellt und sie finanziell unterstützt.

Ein prominentes Beispiel für eine gemeinnützige Bauträgerorganisation in Wien ist die „Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft Ennstal“. Diese Organisation wurde 1925 gegründet und hat seitdem mehr als 5.000 Wohnungen gebaut. Die Genossenschaft ist in der Lage, Wohnungen zu günstigen Mietpreisen anzubieten, da sie ohne Gewinnstreben arbeitet und ihre Einnahmen wieder in den Wohnungsbau investiert.

Ein weiteres Beispiel ist die „Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Neunkirchen“, die in den letzten Jahren mehrere Wohnprojekte in Wien realisiert hat. Die Genossenschaft ist in der Lage, bezahlbaren Wohnraum anzubieten, indem sie auf staatliche Förderungen und günstige Kredite zurückgreift. Ein großer Vorteil von gemeinnützigen Bauträgern und Genossenschaften ist, dass sie nicht auf den Gewinn ausgerichtet sind und deshalb in der Lage sind, die Mieten niedrig zu halten.

In Wien gibt es derzeit mehr als 220 gemeinnützige Bauträger und Genossenschaften, die zusammen rund 220.000 Wohnungen besitzen. Das entspricht einem Anteil von rund einem Drittel des gesamten Wiener Wohnungsbestands. Die Stadt Wien unterstützt diese Organisationen durch verschiedene Maßnahmen, wie zum Beispiel durch die Bereitstellung von günstigen Grundstücken, durch staatliche Förderungen und durch die Vergabe von Darlehen zu niedrigen Zinssätzen.

Die Bedeutung von gemeinnützigen Bauträgern und Genossenschaften für den Wohnungsbau in Wien wird auch durch Zahlen belegt. Laut einer Studie des Wiener Instituts für Wohnen und Stadtbau wurden in den letzten Jahren rund 60 Prozent aller neuen Wohnungen in Wien von gemeinnützigen Bauträgern und Genossenschaften gebaut. In Deutschland gibt es auch gemeinnützige Bauträger und Genossenschaften, aber ihr Anteil am Wohnungsbau ist im Vergleich zu Wien deutlich geringer.

Insgesamt zeigt das Wiener Modell, dass gemeinnützige Bauträger und Genossenschaften eine wichtige Rolle bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum spielen können. Durch staatliche Unterstützung und die Förderung von gemeinnützigen Organisationen können die Kosten für den Wohnungsbau gesenkt werden, was dazu beitragen kann, die Mieten niedrig zu halten. Deutschland könnte von diesem Ansatz profitieren, indem es den Anteil von gemeinnützigen Bauträgern und Genossenschaften am Wohnungsbau erhöht.

Das Wiener Modell in Deutschland: Was können wir daraus lernen?

Deutschland hat in den letzten Jahren einen Anstieg der Mieten erlebt, der viele Menschen dazu gezwungen hat, in überfüllten Wohnungen zu leben oder auf das Land zu ziehen. Viele Städte haben Probleme, bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. Das Wiener Modell bietet hier eine inspirierende Lösung.

In Deutschland gibt es bereits einige Städte, die versuchen, das Wiener Modell zu übernehmen. Die Stadt München beispielsweise hat angekündigt, den sozialen Wohnungsbau zu erhöhen und auf das Wiener Modell zurückzugreifen. Auch in Berlin und Hamburg gibt es Initiativen, die sich auf das Wiener Modell beziehen.

Eine wichtige Lektion, die Deutschland aus dem Wiener Modell lernen kann, ist die Bedeutung einer umfassenden Strategie. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum erfordert eine integrierte Herangehensweise, die verschiedene Maßnahmen miteinbezieht, um das Ziel zu erreichen. Das bedeutet, dass eine Kombination aus staatlicher Unterstützung, privater Bautätigkeit und gemeinnützigen Organisationen notwendig ist.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den Deutschland aus dem Wiener Modell lernen kann, ist die Bedeutung von gemeinnützigen Bauträgern und Genossenschaften. Diese Organisationen sind in der Lage, Wohnungen zu einem günstigen Mietpreis anzubieten, da sie ohne Gewinnstreben arbeiten. Sie können auch dazu beitragen, die Kosten für den Bau von Wohnungen zu senken. Deutschland hat bereits einige Genossenschaften und gemeinnützige Bauträger, aber ihre Rolle könnte noch weiter gestärkt werden.

Ebenso bedeutsam ist die Förderung von Wohnungsbau für mittlere Einkommensgruppen. In Deutschland gibt es eine große Kluft zwischen den Mietpreisen und den Einkommen vieler Menschen. Dies bedeutet, dass viele Menschen keine adäquate Wohnung finden können. Das Wiener Modell zeigt, dass es möglich ist, bezahlbaren Wohnraum auch für Menschen mit mittleren Einkommen bereitzustellen. Deutschland könnte von diesem Ansatz profitieren, indem es sich mehr auf den Wohnungsbau für mittlere Einkommensgruppen konzentriert.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor. In vielen Städten in Deutschland gibt es ein großes Potenzial für den Wohnungsbau, aber es gibt auch viele Hindernisse, die es schwierig machen, Wohnungen zu bauen. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor könnte dazu beitragen, diese Hindernisse zu überwinden und mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Darüber hinaus sollte Deutschland den Mieterschutz verbessern. Eine Stärkung des Mieterschutzes würde zu mehr Stabilität und Sicherheit für Mieter führen und Mietpreissteigerungen eindämmen.

In der politischen Arena müssen Veränderungen herbeigeführt werden, um diese Lektionen aus Wien umzusetzen. Neben den genannten Ansätzen müssen die Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden, um den Wohnungsbau zu erleichtern. Und schließlich sollte die Politik den Fokus auf nachhaltige Bauweisen legen, um den ökologischen Fußabdruck des Wohnungsbausektors zu reduzieren.

Auch der Austausch über das „Wie wollen wir wohnen?“ kann zu Lösungen in Deutschland führen. In Wien haben sich zuletzt vermehrt aktive Nutzungsangebote in der Stadt etabliert. Öffentliche Gemeinschaftsräume werden zunehmend wichtiger, als die eigenen vier Wände.

Auch die Kontinuität, also sozusagen die Ausdauer der Stadt, zahlt sich heute aus. Bereits in den 1920er Jahren wurde strategisch in den Wohnungsbau investiert, angeführt mit dem sogenannten „Roten Wien“ und des z.B. daraus resultierenden Karl-Marx-Hofs, der Werkbund-Siedlung oder auch dem bekannten Wohnpark Alterlaa.

Diese Maßnahmen sind keine universelle Lösung, aber sie können als Ausgangspunkt dienen, um den Wohnungsmarkt in Deutschland zu verbessern und bezahlbaren Wohnraum für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen. Indem Deutschland von Wiens Erfahrungen im Wohnungsbau lernt, kann es Schritte in Richtung einer nachhaltigeren und gerechteren Wohnungsversorgung unternehmen.

Schlusswort

Das Wiener Modell hat gezeigt, dass es möglich ist, bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten bereitzustellen. Es beruht auf einer umfassenden Strategie, die staatliche Unterstützung, private Bautätigkeit und gemeinnützige Organisationen miteinbezieht. Deutschland könnte von diesem Ansatz profitieren, indem es sich mehr auf den Wohnungsbau für mittlere Einkommensgruppen und die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor konzentriert. Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass alle Menschen Zugang zu adäquatem Wohnraum haben. Das Wiener Modell bietet eine inspirierende Lösung, die es uns ermöglichen könnte, dieses Ziel zu erreichen.

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Viel Spaß beim Lesen.

Das Buch „Das Wiener Modell“ kann hier digital eingesehen werden: https://issuu.com/detail-magazine/docs/das_wiener_modell

Foto von Jacek Dylag auf Unsplash